Odenwälder Zeitung | Weschnitztal | 27.06.2017

Konzert: Oratorienchor des Rimbacher Singkreises und Kurpfalzharmonie widmen sich gut eine Stunde lang den Werken Johann Sebastian Bachs in der evangelischen Kirche in Rimbach

Ergreifendes Hörerlebnis in der Kirche

Bild: Sascha Lotz

Wunderbar gemeisterte Passagen, wunderbare Stimmen, die wunderbare Gefühle auslösen: Zum Lutherjahr intonierten der Rimbacher Singkreis und Mitglieder der Kurpfalzharmonie in der Rimbacher Kirche sehr zur Freude des Publikums Werke von Johann Sebastian Bach. Bild: Sascha Lotz

Rimbach. Es war einfach schön, erbaulich, anregend und inspirierend, mit viel Raum, bei sich bleiben zu können, den Gedanken und Träumen nachhängen zu können: das ist der Sinn eines Konzerts, eines geistlichen Konzerts in der Kirche. Der Oratorienchor Rimbacher Singkreis und Mitglieder der Kurpfalzharmonie Heidelberg widmeten sich unter der Leitung von Han Kyoung Park-Oelert in der evangelischen Kirche in Rimbach gut eine Stunde lang Werken von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), Motetten und Auszügen aus Kantaten.

Zudem intonierten die Instrumentalisten zwei bekannte Orchesterwerke Bachs, von denen Musikfreunde sagen, sie seien zauberhaft, genial, wahrhaft göttlich: das „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 und das Brandenburgische Konzert Nummer 3. All das wurde zum Lutherjahr in der evangelischen Kirche präsentiert. Bachs Musik gilt heute als Gipfelpunkt der lutherischen Kirchenmusik und als musikalischer Ausdruck der Reformation. Der schwedische Bischof Nathan Söderblom ging gar so weit, seine Musik als „fünftes Evangelium“ zu bezeichnen.

Gerade bei den doppelchörig besetzten Stücken mit bis zu acht Stimmen war der Chor sehr gefordert. Er hat diese Herausforderung hervorragend gemeistert. Das ist das Ergebnis harter und disziplinierter Probenarbeit unter der Leitung der Kantorin Park-Oelert. Gerade beim Abschlussstück, der Motette „Lobet den Herrn alle Heiden“, war sehr gut zu spüren, wie sich jeder Part behauptet, um sich dann mit dem Gesamtklangkörper in wunderbarer Harmonie wieder zusammenzufinden: „Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Alleluja.“

Mit Applaus zwischen den Stücken hielt sich das Publikum in der Kirche zurück. Diese Zurückhaltung war wohl dem Ort geschuldet. Umso stärker brannte der Schlussapplaus auf. Dankbar nahmen ihn Protagonisten und Chormitglieder entgegen. Die Dirigentin richtete ihren Blick gen Himmel, auch das ein Zeichen ihrer Dankbarkeit. Sie nahm den großen Blumenstrauß in Empfang. Für jedes Orchestermitglied gab’s eine Sonnenblume.

Motette ist ein Gattungsbegriff der mehrstimmigen Vokalmusik. Bach hat in der Zeit des Barock vier bedeutende doppelchörige Motetten komponiert, darunter die zu Gehör gebrachten „Lobet den Herrn alle Heiden“ und „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“. Bei den Kantaten handelt es sich um mehrsätzige Werke für Chor, Orchester und in der Regel Solisten.

Die Kantaten von Johann Sebastian Bach haben in dieser Gattung eine derartige Bekanntheit erlangt, dass sich für sie der eigene Begriff „Bachkantate“ eingebürgert hat. Exemplarisch sei für das Konzert in Rimbach die Kantate „Nach Dir, Herr, verlanget mich“ erwähnt, das mit ursprünglich sieben Sätzen längste Stück der Konzert-Soiree in der Kirche. Es ist die wohl älteste Kantate Bachs. Vermutlich entstand sie im Jahr 1706 in Arnstadt. Der Text wurde von einem unbekannten Dichter auf der Grundlage von Psalm 25 verfasst. Experten erkennen darin im Gesamtaufbau und in der Binnenstruktur der einzelnen Sätze bereits charakteristische Kompositionseigenheiten Bachs.

In der Rimbacher Aufführung wurden für den fünften Satz „Zedern müssen von den Winden“ die Solostimmen durch die Chorstimmen ersetzt. Die Instrumente bilden das Rauschen ab, während das „Widerbellen“ der Feinde in den Gesangsstimmen symbolisiert wird. Auch diese schwierigen Passagen meisterte der Chor fabelhaft. Er bescherte den Besuchern der Kirche ein überwältigendes Hörerlebnis – lang anhaltender Applaus war der Lohn. mk