Ewigkeitssonntag,
22. November 2015, 17 Uhr
Katholische Kirche Fürth
Abschiedskonzert Klaus Thielitz
Felix Mendelssohn Bartholdy: Der Elias
Zu den Ausführenden
Sonja Saric
Renée Morloc
Christian Dietz
Manfred Bittner
Kammerphilharmonie Mannheim
Klaus Thielitz
Zum Werk
Geschichtlicher Hintergrund in Israel zu Beginn
des 9. Jh. vor Chr.
Entstehung und Anlage des Textes
Kompositorische Anlage
Uraufführung und Umarbeitung
ELIAS-Text
Erster
Teil
Zweiter
Teil
Renée
Morloc
Die Altistin Renée Morloc studierte zunächst Viola, Klavier
und Germanistik und anschließend Gesang bei Prof. Georg Jelden und Prof.
Grace Hoffmann an der Musikhochschule Stuttgart. Eine dreijährige Gesangs-
und Opernausbildung, die sie mit Auszeichnung abschloss, führte sie anschließend
ans Mozarteum Salzburg zu Prof. Rudolph Knoll. Meisterklassen bei Christa
Ludwig und Brigitte Fassbaender ergänzten ihr Studium.
Sie debütierte 1990 am Nationaltheater Mannheim, war ab 1992 an der Niedersächsischen
Staatsoper Hannover und ab 1996 an der Rheinoper Düsseldorf verpflichtet.
Neben den dramatischen Alt-Partien in Opern von Wagner und Verdi stehen Bühnenwerke
von Richard Strauss auf ihrem Programm, mit denen sie in den letzten Jahren
fulminante Erfolge feierte. Gast-Engagements führten sie an die wichtigsten
Opernhäuser Deutschlands und Europas, so z. B. 2015 auch an die Mailänder
Scala.
Ihr großes Repertoire an oratorischen Werken von der Renaissance bis
ins 20. Jahrhundert führt die Sängerin rund um die Welt. Sie arbeitet
mit internationalen Orchestern, wie dem Concertgebouw Amsterdam und den Wiener
Philharmonikern, und bedeutenden Dirigenten, wie Daniel Barenboim und Christian
Thielemann, zusammen.
Seit dem Wintersemester 2008/09 ist Renée Morloc Professorin an der
Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
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Christian
Dietz
Christian Dietz, Tenor, erhielt seine erste musikalische Ausbildung an der
Musikschule Weinheim. Neben dem Klavier- und Geigenunterricht kam er auch
als Solist bei den Weinheimer Sängerknaben mit dem Gesang in Berührung.
Er studierte Operngesang und Historische Interpretationspraxis an der Musikhochschule
Frankfurt. Wichtige Anregungen sammelte er in Meisterkursen bei Helmut Deutsch,
Wolfgang Schöne und Ann Monoyos.
Er arbeitete in Produktionen und Konzerten mit namhaften Dirigenten, wichtigen
Regisseuren und bekannten Orchestern, wie der Akademie für Alte
Musik Berlin, La stagione Frankfurt und der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz. Engagements führten ihn mit Opernpartien von Purcell,
Händel, Mozart, Rossini und Wagner an viele wichtige Bühnen, wie
Berlin, Dresden, Frankfurt, Bayreuth und Innsbruck. Zu seinem Liedrepertoire
gehören neben den großen Liederzyklen Schuberts und
Schumanns auch seltener aufgeführte Zyklen, wie Dvoraks Zigeunermelodien
oder Schostakowitschs Gesänge aus hebräischer Volkspoesie.
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Manfred
Bittner
Der Bass-Bariton Manfred Bittner erhielt seine erste musikalische
Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen. Er studierte bei Wolfgang Brendel
in München und besuchte als Stipendiat des Deutschen Bühnenvereins
gleichzeitig die Bayerische Theaterakademie und die Opernschule München.
Anschließend absolvierte er ein Meisterklassenstudium in
Stuttgart und besuchte Meisterkurse, beispielsweise bei Andreas Schmidt und
Thomas Quasthoff.
Das umfangreiche Repertoire des Bass-Baritons beinhaltet Werke des Mittelalters,
Opern und Oratorien aus Barock, Klassik und Romantik bis hin zu Uraufführungen
zeitgenössischer Musik. Manfred Bittner arbeitet regelmäßig
mit renommierten Ensembles, wie dem Balthasar-Neumann-Ensemble und dem Tonhalle-Orchester
Zürich, und Dirigenten, wie Frieder Bernius und Philippe Herreweghe,
zusammen.
Zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen dokumentieren seine künstlerische
Tätigkeit. Konzertreisen führten ihn durch ganz Europa, nach Australien,
in die Schweiz und Südostasien.
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Kammerphilharmonie
Mannheim
Die Kammerphilharmonie Mannheim wurde 1995 von dem Cellisten Gregor
Herrmann und dem Geiger Jochen Steyer mit der Idee gegründet, gemeinsam
mit professionellen Musikern zu arbeiten, die ein besonderes Interesse und
vor allem Spaß an Orchester- und Chormusik haben.
In kürzester Zeit entwickelte sich das Orchester im Rhein-Neckar-Dreieck
zu einer festen Größe. Es wird von zahlreichen Chören und
Institutionen in regelmäßigen Abständen für Auftritte
engagiert. Es folgten erste Rundfunkmitschnitte und CD-Aufnahmen sowie Konzertreisen
nach Belgien, Luxemburg, Italien und Syrien.
Im Januar 2007 wurde die Kammerphilharmonie beim Midem Classic Award in Cannes
für die beste Ersteinspielung des Jahres 2006 mit der Aufnahme von Michael
Haydns Requiem mit dem Kammerchor Saarbrücken ausgezeichnet.
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Klaus
Thielitz
Klaus Thielitz studierte Kirchenmusik am Kirchenmusikalischen Institut
in Heidelberg. Sein anschließendes Studium an der Staatl. Hochschule
für Musik Mannheim/Heidelberg im Fach Chorleitung beendete
er mit dem Abschluss Künstlerische Ausbildung. Seit 1977
ist er als Dekanatskantor in Rimbach/Odw. tätig und führt dort mit
dem von ihm gegründeten Rimbacher Singkreis Oratorien, Messen und A-Cappella-Werke
aller Epochen auf. Konzertreisen führten ihn in die Schweiz, nach Schweden,
Frankreich, Brasilien und Kolumbien.
Seit 1986 hat er einen Lehrauftrag im Fach Chorleitung an der Hochschule für
Musik in Mannheim. Von 1989 bis 2008 war er Chordirektor des Theaterchors
Ludwigshafen, der später als orchestereigener Chor der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz weitergeführt wurde.
Zum Ende diesen Jahres geht Klaus Thielitz in den Ruhestand.
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Kompositorische
Anlage
Das Oratorium beginnt mit einem kurzen Rezitativ, in dem Elias eine mehrjährige
Dürre ankündigt. Musikalisch auffallend ist die Kette der fallenden
Tritoni [Intervalle, die jeweils aus
drei Ganztonschritten bestehen], die mit ihrer melodischen wie harmonischen
Kraft den von Elias ausgesprochenen Fluch symbolisieren. Erst dann setzt die
Ouvertüre ein, die die Trockenheit, die Not und die Verzweiflung des
Volkes widerspiegelt.
Im weiteren Verlauf zeigt Mendelssohn seine unerschöpfliche Ideenvielfalt.
Aber nicht nur formal, auch in der dramaturgischen Gestaltung geht Mendelssohn
neue Wege. Nach der kontemplativen Tenorarie So ihr mich von ganzem
Herzen suchet (Nr. 4) schafft er mit dem wuchtigen Choreinsatz im folgenden
Satz Aber der Herr sieht es nicht einen starken Kontrast und betont
die Dramatik des Stoffes. Als erneut vom Fluch die Rede ist, hört man
wieder die Tritonus-Kette des Anfangs, die Mendelssohn wie ein Leitmotiv verwendet.
Das nun folgende Rezitativ (Nr. 6) ist das erste in einer Reihe von erteilten
Weisungen durch einen Engel, der Elias aufträgt, sich am Bache Crith
zu verbergen. Die Vertonung der Psalmworte Denn er hat seinen Engeln
befohlen über dir (Psalm 91) steht in der Tradition der barocken
Doppelchörigkeit. Dieser Chor gehört im Oratorium zu den bekanntesten
Teilen und ist zweifelsohne einer der schönsten Sätze.
Ein weiterer Engelsbefehl führt Elias anschließend zu einer Witwe,
deren toten Sohn er wiedererweckt. Mendelssohn geht in Nr. 8 Was hast
du an mir getan kompositorisch neue Wege, indem er in diesem durchkomponierten
Satz sowohl die Gattungen Rezitativ, Arie, Arioso als auch Duett verwendet
und somit in den einzelnen Abschnitten die Emotionen der Witwe und des Propheten
äußerst prägnant darstellen kann.
Drei Jahre vergehen, bis das Ende der schrecklichen Dürre naht. Elias
und König Ahab vereinbaren, dass jeder seinen Gott anruft, damit dieser
das dargebrachte Opfer annimmt. Anders als in der Bibel vorgegeben, lässt
Mendelssohn diese Szene vor den Augen des Volkes spielen. Zuerst rufen die
Baalsanhänger drei Mal ihren Gott mit beschwörenden Rufen an. Bemerkenswert
ist die mächtige, aber leere Musik, mit der Mendelssohn die
Anhänger des Aberglaubens in Szene setzt. Grandios verwendet der Komponist
Generalpausen, die das angespannte Warten ebenso vermitteln wie die Genugtuung
des Elias, dass Baal nicht antwortet. Nach dieser ständig gesteigerten
Dramatik wendet sich Elias an Jahwe, der sein Gebet erhört. Der stark
bewegte Chorsatz Das Feuer fiel herab endet mit dem getragenen
homophonen Schluss Der Herr ist Gott,
, und es sind keine anderen
Götter neben ihm. In der anschließenden Arie Ist nicht
des Herrn Wort wie ein Feuer rechtfertigt Elias zornig die Ermordung
der falschen Propheten.
Als dramatischer Höhepunkt des ersten Teils folgt nun das Regenwunder.
Während in der Bibel Elias den Knaben sieben Mal ausschickt, um nach
Regen Ausschau zu halten, lässt Mendelssohn ihn schon nach dem dritten
Gebet des Elias eine Regenwolke ankündigen. Diesem sich ständig
steigernden, effektvollen Teil folgt ein monumentaler Abschlusschor, in dem
tonmalerisch im Orchester die ersehnten Wasserwogen dargestellt werden: Danket
dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.
Während im ersten Teil das Gewicht auf dem äußeren Geschehen
liegt, tendiert der zweite mehr zur Reflexion und der Darstellung innerer
Befindlichkeiten. Als Elias den König erneut bezichtigt, von Gott abgefallen
zu sein, fordert Königin Isebel das Volk auf, Elias zu töten. Diese
Stelle steht so nicht in der Bibel, sondern wurde von Mendelssohn als effektvolle,
chorwirksame Szene hinzugefügt.
Die sich anschließende Wüstenszene (Nr. 25 - 29) wird eingeleitet
von Obadjah, der Elias das Todesurteil überbringt und ihm zur Flucht
in die Wüste rät. In seiner Arie Es ist genug! So nimm denn
meine Seele (Nr. 26) bringt Elias seine Resignation und Verzweiflung
über die Vergeblichkeit seines Wirkens zum Ausdruck. Er befindet sich
auf dem Höhepunkt seiner persönlichen Krise und bittet um Erlösung.
Diese Arie zeigt Parallelen zur Arie Es ist vollbracht aus der
Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach.
Im folgenden Rezitativ tritt zum ersten Mal im Oratorium ein Erzähler
auf, der vom Schlaf des Elias und der Erscheinung der Engel berichtet. Das
sich anschließende a-cappella-Terzett Hebe deine Augen auf zu
den Bergen gehört zu den eindringlichsten und
innigsten Sätzen im Oratorium. Der innere Kampf des Elias und die Hilfe,
die ihm in Gestalt von Engeln immer wieder Zuversicht und Kraft verleiht,
begleiten ihn auf seiner 40-tägigen Wanderung durch die Wüste. Kernszene
des zweiten Teils ist die Gotteserscheinung am Berg Horeb (Nr. 34). Mendelssohn
gelang ein großartiger Chorsatz, der seinen Höhepunkt in den leisen
Tönen am Ende erreicht, denn erst in dem Säuseln nahte sich
der Herr. Der hymnische Gesang der Seraphim Heilig, heilig, heilig
ist Gott der Herr hält den Moment dieser Gotteserscheinung fest.
Gestärkt kann Elias den erneuten Kampf gegen die Anhänger Baals
aufnehmen. Im anschließenden Arioso Ja, es sollen wohl Berge weichen
tritt Elias zum letzten Mal als handelnde Person in Erscheinung.
Im weiteren Verlauf des Oratoriums schildert der Chor reflektierend, aber
sehr dramatisch die Bedeutung des Propheten Und der Prophet Elias brach
hervor wie ein Feuer sowie seine Himmelfahrt im feurigen Wagen
mit feurigen Rossen. Der Chorsatz Aber einer erwacht vor Mitternacht
und die anschließend verwendeten Texte verweisen auf die Ankunft des
Messias.
Das Oratorium endet mit den berühmten und oft vertonten Worten aus Psalm
8 Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name. In dieser
kunstvollen Fuge ist Mendelssohns Verehrung für Georg Friedrich Händel
zu spüren, der neben Johann Sebastian Bach zu seinen großen Vorbildern
gehörte.
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Uraufführung und Umarbeitung
Die Uraufführung in Birmingham fand am 26. August 1846 statt.
An ihr nahmen 125 Orchestermitglieder und neben den Gesangssolisten 79 Soprane,
60 Countertenöre, 60 Tenöre sowie 72 Bässe im Chor teil. Die
letzte Note des Elija ging unter in einem Unisono von nicht enden wollenden
Applaussalven von tosendem Lärm. Es war als hätte der lang gestaute
Enthusiasmus sich endlich Bahn gebrochen und die Luft mit wilden Schreien
der Begeisterung erfüllt, so schrieb der Rezensent der London Times.
Bevor Mendelssohn den Elias zum Druck gab, nahm er einige Veränderungen
vor, die z.T. in kleinen Verbesserungen und Umorchestrierungen bestanden.
Völlig neu komponierte er die Witwenszene, um den Elias viel wichtiger
und geheimnisvoller zu machen. Die erste Aufführung der revidierten
Fassung fand am 16. April 1847 in London unter der Leitung des Komponisten
statt. Zurück in Deutschland erschütterte und schwächte ihn
der Tod seiner geliebten Schwester Fanny. Den ganzen Sommer über arbeitete
er unter großen Mühen an der Fertigstellung des Klavierauszugs
und der Partitur, damit diese in Druck gehen konnten.
Die deutsche Erstaufführung in Hamburg am 9. Oktober 1847 konnte Mendelssohn
schon nicht mehr besuchen. Am 4. November starb er - wie seine Schwester -
an den Folgen eines Schlaganfalls.
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